Die Jagd auf die vermeintlich einsame Witwe

Was die Deutsche Friedhofsgesellschaft bei Facebook so erlebt

Dame sitzt auf einer Bank

Menschen in Trauer sind besonders verwundbar. Sie leben oft in einer Ausnahmesituation, in der sie den Verlust eines vertrauten Menschen verarbeiten müssen. Leider ist dies aber auch genau die Zielgruppe, die Betrüger auf Facebook suchen. Die Deutsche Friedhofsgesellschaft registriert vermehrt Anbahnungsversuche sogenannter Love Scammers auf ihren Facebook-Seiten.

In letzter Zeit fielen den Mitarbeitern der Deutschen Friedhofsgesellschaft mehrere gleichlautende Kommentare auf ihrer Facebook-Seite auf. Sie wurden an Personen adressiert, die vorher einen Kommentar oder eine Empfehlung auf der Facebook-Seite der Deutschen Friedhofsgesellschaft abgegeben hatten.

Die Beiträge richten sich als Antwort ausschließlich an ältere Damen und lauteten zum Beispiel: „Guten Tag, Sie teilen viele nützliche Dinge und ich mag es. Ich versuche dich hinzuzufügen, funktioniert leider nicht. Ich möchte, dass du mich zu deinen Facebook Freunden hinzufügst. Ich gestehe gerne, dass deine Beiträge und Kommentare lesenswert sind.“

Vertrauen aufbauen, um dann abzuzocken

Und es bleibt nicht bei einem Anbahnungsversuch. Systematisch wird auf alle Beiträge der letzten Wochen geantwortet, so sie in das Schema der Schwindler passen. Der Text ist ja allgemein genug gehalten. Unter anderem Namen und mit leicht angepasstem Text wiederholen die Falschspieler dann später ihre Kontaktversuche.

Ziel der Betrüger ist es, zuerst eine Freundschaftsanfrage positiv beantwortet zu bekommen. Dann bauen sie schrittweise das Vertrauen zum potenziellen Opfer auf. Am Ende ist es dann ein Unfall, eine ungerechtfertigte Verhaftung, ein storniertes Flugticket oder eine schwere Krankheit, weshalb die Betrüger Geld fordern. Der Betrug ist nicht neu, bereits im Jahr 2015 wurde darüber berichtet, und auch die Polizei warnt schon seit langer Zeit vor diese Masche.

Wir haben Betrüger umgehend blockiert, doch was macht Facebook?

Natürlich ist jede Person für ihr eigenes Handeln verantwortlich. Doch die sogenannten Love Scammer nutzen die Verwundbarkeit ihrer Opfer schamlos aus. Sie nennen sich Williams Roland, Elijah Alessandro, John William oder auch anders. Und selbstverständlich sind die Herren allesamt Witwer. So kann schnell eine Verbindung zum Opfer über den „gemeinsamen“ erlittenen Verlust eines geliebten Partners aufgebaut werden. Wer denkt da schon an einen Betrüger, wenn es dem Gegenüber auch so schlimm ergangen ist wie einem selbst?

Sobald wir auf den Facebook-Seiten des Rhein-Taunus-Krematoriums, der Deutschen Friedhofsgesellschaft oder des Friedhofs für Mensch und Tier „Unser Hafen“ solche Anbahnungsversuche sehen, löschen wir diese Beiträge umgehend. Auch blockieren wir diese Profile, sodass sie keine Kommentare auf unseren Seiten abgeben können.

Auch hier scheint es Facebook mal wieder egal zu sein

Sucht man in Google nach nur einer der Text-Varianten, zum Beispiel "Guten Tag, Sie teilen viele nützliche Dinge und ich mag es. Ich versuche dich hinzuzufügen, funktioniert leider nicht", dann erhält man über 1.700 Treffer. Es wäre also ein leichtes für Facebook, diese Beiträge und auch die Love Scammer zu blockieren. Selbstverständlich haben wir Facebook über verschiedene Wege über diese Machenschaften informiert. Wir haben nicht nur die einzelnen Beiträge als Scam markiert, sondern zusätzlich auch die Profile als gefälscht gemeldet. Und was unternahm Facebook? Nun, wir konnten heute selbst das Profil des ersten Scammers noch aufrufen.