Beisetzung ohne Angehörige: Wenn die Familie nicht zur Beerdigung darf

Die Beerdigung eines Menschen ist für Familie und Freunde ein wichtiger Moment. Denn spätestens bei der Beisetzung wird Hinterbliebenen klar, dass die gemeinsame Zeit mit einem geliebten Menschen endgültig zu Ende ist – ein Meilenstein in der Trauerarbeit. Aufgrund der Corona-Pandemie und des erlassenen Kontaktverbotes finden mittlerweile immer häufiger Bestattungen ohne Angehörige statt und Trauerfeiern müssen wegen Covid-19 ausfallen.

Aber wie sollen Familie und Freunde den Verlust verarbeiten, wenn die Bestattung eines geliebten Menschen sogar ohne den engsten Familienkreis stattfindet? Kann Abschiednehmen ohne Beisetzung funktionieren? Neue Rituale können bewährte Rituale ergänzen, um die Beisetzung ohne Hinterbliebene erträglicher zu machen. Dazu haben wir verschiedene Vorschläge und Anregungen für Sie zusammengestellt.

Nutzen Sie eine an einen Termin gebundene Beisetzung

Vereinbaren Sie mit der Friedhofsverwaltung einen Termin, zu dem die Beisetzung ohne Hinterbliebene stattfinden kann. So können Sie sich auf den Tag und die Uhrzeit der Beerdigung vorbereiten.

  • Sprechen Sie mit Ihren Angehörigen und Freunden über den gewählten Termin. Sorgen Sie dafür, dass möglichst alle Hinterbliebenen den genauen Zeitpunkt der Beerdigung kennen.
  • Legen Sie ein Bild, vielleicht auch eine Kerze oder ein besonderes Erinnerungsstück für den Tag der Beisetzung bereit, sodass Sie es im Alltag auch sehen können.
  • Halten Sie am Tag der Bestattung inne. An diesem Tag sollten Fernsehen, Radio, E-Mails und Internet einmal ausgeschaltet bleiben.
  • Setzen Sie sich zur vereinbarten Uhrzeit. Machen Sie sich bewusst, dass in diesem Augenblick die Bestattung stattfindet. Gedenken Sie des Verstorbenen, denken Sie an gemeinsame Zeiten, an Erlebnisse, schöne und traurige Momente. Zünden Sie vielleicht eine Kerze an oder spielen Sie Musik, die man gemeinsam gerne hörte. Geben Sie sich dafür Zeit. Nehmen Sie Abschied.
  • Suchen Sie am Tag der Beisetzung nach einer angemessenen Zeitspanne dann wieder den Kontakt zu den anderen Hinterbliebenen, vielleicht mit einem Anruf oder einem Videochat.
  • Für unseren Partnerfriedhof in Dachsenhausen ermöglichen ausgewählte Kamerateams, die Beerdigung für die Angehörigen zu filmen. Diese Leistung ist kostenpflichtig und wird nicht von uns selbst durchgeführt. Zudem ist ein Live-Stream wegen der mangelnden Bandbreite nicht möglich. Wenn Sie möchten, können Sie sich mit den folgenden Anbietern direkt in Verbindung setzen:

Es kann vorkommen, dass eine Friedhofsverwaltung keine termingebundene Beisetzung anbietet. In einem solchen Fall können Sie zusammen mit den Hinterbliebenen einen freien Zeitpunkt bestimmen, an dem des Verstorbenen gedacht wird.

 

Besuchen Sie nach der Beerdigung das Grab

Auch wenn die Teilnahme an der Bestattung nicht möglich ist: Danach dürfen Personen unter Einhaltung der gesetzlichen Kontaktsperre auf den Friedhof und das Grab besuchen. Angehörige können also beispielsweise zu zweit das Grab besuchen. Seien Sie solidarisch und halten Sie sich bitte an die Vorgaben, da Fehlverhalten große Auswirkungen haben können.

Persönliche Erinnerungen schaffen

In Zeiten der Corona-Krise wiegt die Trauer für viele Hinterbliebene zusätzlich schwer. Die persönlichen direkten Kontakte sind minimiert, man kann vielleicht nicht mehr wie gewohnt zur Arbeit gehen und es gibt im Alltag oft weniger Abwechslung. Aber auch in dieser Situation öffnen sich neue Wege. Gerade, weil wir nun meist mehr Zeit haben.

Stöbern Sie in Fotoalben oder auf dem Computer nach alten Bildern. Daraus können Sie sich ein Album mit den schönsten Aufnahmen zusammenstellen. Oder Sie lassen auf einem großen Blatt Papier Stück für Stück eine Collage wichtiger Erinnerungen entstehen.

Mittlerweile ist es ohne großen Aufwand möglich, aus herausgesuchten Bildern ein Video zu erstellen. Vielleicht haben Sie ja sogar neben den Bildern auch noch einige kleinere Videos. All dies kann über kostenfreie Apps für Smartphones oder PCs in einem Erinnerungsvideo zusammengeführt werden. Die Programme sind zudem nach einer kleinen Einarbeitung recht einfach zu bedienen. Teilen Sie diese Bilder und Videos in sozialen Medien.

Vielleicht beginnen Sie auch mit einem Trauer-Tagebuch? Dort können Sie in einen inneren Dialog mit dem Verstorbenen treten – beispielsweise in Form von Briefen. Oder Sie schreiben auf, wie es Ihnen heute geht und was Sie bewegt.

Recht neu ist die Idee von Gedenkschlössern. Ähnlich der Liebesschlösser hängt man die Schlösser entweder an dem Gedenkplatz in Dachsenhausen oder einem eigenen privaten Ort auf. Die gesamte Prozedur – vom Aussuchen über das Aufhängen bis hin zur Frage „Was tun mit dem Schlüssel?“ – kann im Trauerprozess eine wichtige Rolle spielen.

Bleiben Sie bewusst in Kontakt

Die vielen neuen Möglichkeiten der Trauer sollten jedoch kein Ersatz für persönliche Gespräche sein. Begleiten Sie Freunde in ihrer Trauer und rufen Sie sie an. Und wenn Sie selbst einen Verlust erlitten haben, dann kapseln Sie sich nicht ab. Greifen Sie zum Telefonhörer und rufen Familie und Freunde an. Scheuen Sie sich bitte auch nicht, Angebote für Rat und Hilfe im Trauerfall anzunehmen.

Bei Chatgruppen sollten Sie aus unserer Sicht für den Gedankenaustausch in der Trauerphase eher zurückhaltend sein. Die Gefahr, dass Aussagen missverstanden werden, ist hier recht groß.

Überlegen Sie, ob die Beisetzung verschoben werden soll

Die Deutsche Friedhofsgesellschaft bietet auf all ihren Partnerfriedhöfen an, dass der Termin der Beerdigung verschoben werden kann. Wie sich die Situation in einigen Wochen darstellen wird und wann wieder eine Bestattung mit Verwandten und Freunden stattfinden darf, ist allerdings unklar. Trotzdem kann dies erst einmal ein möglicher Weg sein. Für eine stille Beisetzung – also eine Bestattung ohne Angehörige – kann man sich ja auch zu einem späteren Zeitpunkt noch entscheiden. Beachten Sie aber dabei bitte, dass die Deutsche Friedhofsgesellschaft nur Urnenbeisetzungen anbietet. Nur bei dieser Beisetzungsart ist eine Verschiebung möglich.

Wenn der Wille des Verstorbenen nicht bekannt ist – für welches Grab sollten sich Angehörige entscheiden?

Viele Verstorbene haben keinen Wunsch für die eigene Bestattung hinterlassen. Dafür kann es viele Gründe geben. Hinterbliebene müssen am Ende dann selbst festlegen, welche Grabform und welcher Friedhof gewählt wird.

Die Werte, Glaubensvorstellungen und Ansichten eines Menschen können dann bei der Entscheidung für das passende Grab eine wichtige Rolle spielen. Angehörige sollten dabei jedoch nicht vergessen, dass Beerdigungen letztendlich für die Hinterbliebenen da sind. Sie nehmen dort Abschied. Insoweit kann es für Angehörige und Freunde gut sein, ein wenig in sich hineinzuhören und sich auch zu fragen, welche Bestattungsform und welcher Friedhof ihnen gut tun würden.